Oftmals kommen Agility Sportler zu mir ins Seminar, die bestimmten Probleme mitbringen und kurz davor sind, das Agility-Handtuch zu werfen. Frustration auf allen Ebenen, Druck durch andere Hundesportler, die alles besser wissen als man selbst, und viele Menschen, die einem um die Ohren hauen, es würde dem eigenen Hund so bestimmt keinen Spaß machen.
Es gibt klassische Themen für solche Problematiken: Häufig sind es Sprungprobleme (Stangen reißen oder taxieren), vermeintliche Motivationsthemen, wenn der Hund auf Sparflamme läuft (obwohl er im Alltag richtig schnell rennen kann) oder dass „Standagi“ kein Problem ist, aber gar nichts mehr klappt, wenn Bewegung ins Spiel kommt.
Ich freue mich immer von Herzen, wenn solche Teams bei mir im Training landen. Denn es gibt kaum dankbarere Arbeit als Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, Probleme zu analysieren und im Anschluss gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln. Das ist auf vielen Ebenen befriedigend:
- Wir lösen ein Problem, das andere erst zu einem gemacht haben (definitiv gut für mein Ego).
- Ich habe die Möglichkeit, dem Hundehalter/der Hundehalterin einen neuen Blickwinkel aufzuzeigen (definitiv gut für den Hund).
- Hundeführer beginnen durch diese „Problemanalyse“ das „Prinzip Agility“ zu verstehen (definitiv gut für das Team).
- Diese Hundeführer sehen schnelle Erfolge und nehmen die neuen Lösungen daher sehr ernst (definitiv gut für alle Beteiligten).
- Das Team entwickelt eine neue Freude am gemeinsamen Hobby (definitiv, na ihr wisst schon…).
Vergleiche ich diese Hundeführer, die mit einem Problem zu mir kommen, mit „normalen“ Hundeführern, dann fällt mir immer wieder folgendes auf: Was ich als Trainerin erkläre, wird viel ernster genommen, wenn es bereits ein Problem gibt, als wenn für den Hundeführer eigentlich alles rund läuft. Das ist verständlich, schließlich kann man sich dann ja auch Fehler erlauben – aber auch traurig, denn schließlich könnte man diese Fehler ja auch noch besser einfach vermeiden.
Ein großes Hindernis für so manchen Hundeführer liegt darin, im eigenen Training für sich einstehen zu müssen und seine von uns erarbeitete (und oftmals andere) Trainingsmethode dort verteidigen zu müssen. Vielen Sportlern fällt es nicht leicht, es im regulären Training „ganz anders als alle anderen“ zu machen, vor allem wenn sie dann noch auf Unverständnis treffen. Hierbei spielt fast immer das Thema „Mindset“ eine große Rolle, sowie die eigene Intuition, die viele Trainer den Hundeführern (unbewusst) absprechen.
Wenn ein solches Team zu mir ins Seminar findet und wir die ersten Lösungsansätze erarbeitet haben, geht das Mutmachen los: Der Hundeführer hat jetzt zwar neue Erkenntnisse, Ideen und Ansätze an die Hand bekommen und ist meist in diesem Moment sehr zuversichtlich. Hier beginnt für mich jedoch die Hauptarbeit, denn auch wenn der Hundeführer in diesem Moment optimistisch ist, wird er sich der Situation stellen müssen die ihn im regulären Training erwartet. Oftmals sind die Seminarinhalte die wir erarbeitet haben für den Hundeführer zwar verständlich und logisch, aber schwierig anderen zu erklären – besonders wenn es um charakterspefizifische Trainingsansätze des eigenen Hundes geht.
Manchmal brauchen Menschen nur an ihren Mut erinnert zu werden; an den Mut, für sich einzustehen; den Mut, neue Wege zu gehen und den Mut, diese zu verteidigen. Denn diesen Mut brauche wir Menschen im Agility unbedingt – daher sollten wir sooft es geht üben mutig zu sein. Mut hilft uns zu unseren Überzeugungen, unserem Mindset zu stehen und wer es geschafft hat sich ein Herz zu fassen und die eigenen Interessen zu vertreten – der wird den daraus resultierenden Erfolg ernten.
Selbst den Mut zu haben ist eine wunderbare Sache – doch anderen dabei zu helfen, ihren eigenen Mut zu entfalten, das berührt mich bei jedem Team das sich dadurch weiterentwickeln kann.